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Europameisterschaft 1992 in Schweden

 

Dänemark, eine Mannschaft die erst auf Grund des Ausschlusses von Jugoslawien als Gruppenzweiter zum Zug kam, stieg wie Phönix aus der Asche und schaffte die große Auferstehung! Mit dem EM-Titel gelang den Dänen ein kaum für möglich gehaltener Erfolg, der wieder einmal zeigte, zu welchen Leistungen Spieler fähig sein können, wenn der Wille zum Erfolg da ist, selbst wenn es praktisch so gut wie keine Vorbereitung gab und die Spieler teilweise sogar schon vom Urlaub zurückgeholt werden mußten.

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Doch zurück zum Anfang:
Nach dem 1:1 im Eröffnungsspiel in Stockholm zwischen Schweden und Frankreich, dem 0:0 der Engländer in Malmö
gegen Dänemark sowie dem 1:1 der Deutschen gegen die GUS in Norrköping und dem 1:0 in Göteborg zwischen Holland und Schottland, welche wir noch in Berlin via TV mitverfolgten, begann unsere EM-Rundreise am 13. Juni, wo wir einen Tag vor dem Spiel der Engländer gegen Frankreich in Malmö eintrafen und gleich die ersten größeren Ausschreitungen miterlebten, als in der Nacht vor dem Spiel in der Innenstadt von Malmö, wo ein Bierzelt, mehrere Verkaufsstände und auch eine kleine Konzertbühne aufgestellt waren, die englischen Fans ihrem Ruf alle Ehre machten und für straßenschlachtartige Szenen sorgten. Am Spieltag selbst verfolgten wir zunächst am späten Vormittag das Spiel der Presseteams von England und Frankreich, bei dem auch mehrere ehemalige Teamspieler mitwirkten und bei den Engländern auch die Fußball-Legende Bobby Charlton tätig war, England dieses Spiel aber trotzdem 2:5 verlor. Wesentlich weniger Tore fielen dann später im Malmö-Stadion, wo schmerzliche Erinnerungen wach wurden, da wir bereits 1979 hier zu Gast waren, als damals unsere Austria im Europacup-Semifinale gegen Malmö. FF mit 0:1 scheiterte. Vor 26.535 Zuschauern sahen wir nur ein schwaches Spiel und leider euch keine Tore. Die einzige Ausbeute war ein Stangenschuß knapp vor Schluß für England nach einem Freistoß von Pearce.

Am Abend verfolgten wir in unser Herberge noch das Spiel aus Stockholm, welches Schweden gegen Dänemark mit 1:0 gewann, ehe wir uns am nächsten Tag nach Göteborg begaben, wo es praktisch zur Neuauflage des letzten EM-Finales von 1988 kam und Holland auf die Auswahl der GUS traf. Zunächst. besiegte aber im Nachmittagsspiel Deutschland in Norrköping Schottland mit 2:0, ehe vor 34.440 Zuschauern in Göteborg wieder der Sicherheitsfußball siegte und keine Mannschaft ein Tor zuließ, sodaß das logische Resultat neuerlich ein 0:0 war. Zu diesem Zeitpunkt waren somit die ersten beiden Runden abgeschlossen und in den bisher insgesamt acht Spielen auch nur acht Tore gefallen, was zeigt, daß die Mannschaften in dieser Phase zunächst nur danach trachten, ja kein Spiel zu verlieren, der Sicherheit den Vorzug geben und kaum ein offensives Spiel wagen.

Nach einem Tag Spielpause, den wir bereits in Stockholm mit Sightseeing verbrachten, ging es nun in die entscheidende Phase und besuchten wir in Stockholm/Solna das Spiel von Gastgeber Schweden gegen England, während zur selben Zeit in Malmö Dänemark überraschend Frankreich mit 2:1 schlug und sich damit für das Semifinale qualifizierte. In Stockholm ging dabei vor 30.126 Zuschauern England gleich nach Beginn mit 1:0 in Führung, ehe den Schweden nach der Pause der Umschwung gelang und die Gastgeber einen hochverdienten 2:1 Erfolg bejubeln durften und England, das bei dieser EM in keinem Spiel an die Leistung der letzten WM erinnern konnte, gemeinsam mit seinen Fans die Heimreise antreten mußte, nach dem Spiel die englischen Fans sich aber noch unsportlich abreagierten und Jagd auf schwedische Zuschauer machten, während außerhalb des Stadions das Chaos herrschte, da die einzige Verbindung in die Innenstadt, nämlich die U-Bahn, von der Polizei abgesperrt war und auch wir zunächst. umherirrten, da die Abgänge zur U-Bahn versperrt waren und wir auch vorerst keine Möglichkeit fanden, uns mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Stadionbereich zu entfernen. Irgendwie schafften wir es dann letztlich doch, auf Umwegen dem Chaos zu entrinnen und uns auf unser Schiff, auf dem wir die Nacht verbrachten, zurückzuziehen, während die Engländer weiter auf dem Zerstörungstrip waren und wir zwei Tage später bei unserer Rückkehr nach Stockholm bei einem Rundgang im Zentrum feststellen mußten, daß unter anderem auch das Büro der Austrian Airlines beschädigt worden war.

Nach der Übernachtung in Stockholm fuhren wir dann am Vormittag mit dem PKW wieder zurück nach Göteborg, wo das Schlagerspiel zwischen Holland und Deutschland ausgetragen wurde, wobei auch hier bereits vor dem Spiel organisierte Schlägertrupps aus Deutschland sich mit holländischen Fans Auseinandersetzungen lieferten und auch zahlreiche Geschäfte in der Göteborger Innenstadt zerstört wurden. Beim Spiel selbst regierte dann aber eindeutig Holland, wobei vor 37.725 Zuschauern die niederländischen Fans für eine volksfestähnliche Stimmung sorgten und sich die Spieler dieser Begeisterung anschlossen und wir auch ein herrliches Spiel zu sehen bekamen, in dem Holland durch Treffer von Rijkaard (3.) und Witschge (14.) rasch mit 2:0 in Führung gehen konnte. Erst nach dar Pause änderte Deutschland seine defensive Haltung und kam zum Anschlußtreffer, jedoch machte Bergkamp mit seinem Tor zum 3:1 (71.) für Holland alles klar, womit Holland als Gruppensieger feststand und Deutschland wieder einmal viel Glück hatte und trotzdem als Gruppenzweiter noch aufsteigen durfte, da zur selben Zeit in Norrköping Schottland überraschend die GUS mit 3:0 besiegen konnte, sodaß mit dem Begegnungen Schweden gegen Deutschland und Holland gegen Dänemark die Semifinalpaarungen feststanden.

Nach zwei spielfreien Tagen, die wir wieder genüßlich in Stockholm verbrachten und wo wir auch das schwedische Midsommernachtsfest feiern konnten, kam die EM nun in die entscheidende Phase und besuchten wir in Stockhoim/Solna das erste Semifinalspiel, in dem Deutschland auf Gastgeber Schweden traf. Vor 28.627 Zuschauern war Deutschland dabei die glücklichere Mannschaft. und konnte mit einem 3:2 Sieg den Einzug ins Finale feiern.

Nach unserer letzten Nacht in Stockholm begaben wir uns nun wieder nach Göteborg, wo wir nun die nächsten fünf Tage bis zum Finale verbringen sollten und wo wir zunächst das zweite Semifinalspiel mitverfolgten, welches Titelverteidiger Holland gegen die Urlaubskicker aus Dänemark bestritt. Vor 37.450 Zuschauern war für uns dabei überraschend, daß die ansonsten so zahlreich vertretenen holländischen Fans diesmal in der Minderheit waren und die dänischen Anhänger klar das Geschehen beherrschten. Was aber zusätzlich noch auffiel war, daß unter den Anhängern eine äußerst freundliche Stimmung herrschte, und dies obwohl teilweise die Anhänger beider Mannschaften im gleichen Sektor untergebracht waren. Eine Tatsache, deren Erwähnung eigentlich gar keine Besonderheit sein sollte, da das friedliche und freundschaftliche Zusammensein der Anhänger der gegnerischen Mannschaften eine Selbstverständlichkeit sein müßte, was aber leider nicht immer der Fall ist! Jedenfalls gelang den Dänen in diesem Spiel gegen den Titelverteidiger die große Überraschung und konnte Dänemark durch Larsen (6. und 33. Minute) zweimal in Führung gehen, während Holland zunächst durch Bergkamp (24.) ausgleichen konnte und sich durch den Treffer von Rijkaard (86.) noch in die Verlängerung rettete, die torlos endete, sodaß ein Elfmeterschießen über den zweiten Finalisten entscheiden mußte. Dabei sorgte Torhüter Schmeichel für die Entscheidung, der den Elfmeter von Marko van Basten hielt und damit unter dem Jubel der zahlreichen dänischen Fans den 5:4 Elfmetersieg für Dänemark sicherstellte.

In den folgenden Tagen, die wir alle in Göteborg verbrachten, kehrte kurzfristig auch wieder der heimische Fußballalltag ein, als wir zwei Tage vor dem Finale in Göteborg dem Intertolocupspiel des FC Stahl Linz gegen den Zweitligaklub BK Häken beiwohnten, in dem vor etwas mehr als 300 Zuschauern (darunter aber ein großer Teil englischer Fans, die anläßlich der EM noch in Göteborg waren und einzig für eine halbwegs gute Stimmung sorgten) Linz über ein 0:0 nicht hinauskam und lediglich Torhüter Klaus Lindenberger für Aufsehen sorgte, als er in der 60. Minute wegen Torraubes (Abwehr mit der Hand außerhalb des Strafraumes) des Feldes verwiesen wurde. Für uns interessant war dieses Spiel eher deshalb, weil wir in Schweden keinerlei Neuigkeiten betreffend unserer Austria erfahren konnten und auch nach dem Spiel erst von Torhüter Lindenberger erfuhren, daß Hermann Stessl der neue Trainer unserer Austria ist.

Das Finale Deutschland gegen Dänemark rückte nun immer näher und prägten bereits am Tag vor dem Finale zahlreiche dänische Fans das Stadtbild In Göteborg und wurde auch durch mehrere Veranstaltungen (Paraden) für die Unterhaltung der Fans gesorgt, wobei zahlreiche dänische Fans auf gut Glück ohne Eintrittskarte nach Göteborg kamen und hofften, irgendwie doch noch ein begehrtes Ticket zu erhalten. So konnten wir zum Beispiel am Finaltag in einem Restaurant erleben, wie drei dänische Fans (davon 1 Frau) drei junge Schweden zu überreden versuchten, ihnen ihre Eintrittskarten zu überlassen, und dabei Geld, dänisches Bier und dann auch die dänische Frau als Gegenleistung anboten und letztendlich damit auch Erfolg hatten.

Beim Finale waren dann die dänischen Fans auch klar in der Überzahl und sorgten die 37.800 Zuschauer auch für eine herrliche Stimmung, die für ein Finale würdig ist, wobei die dänischen Fans und auch die Zuschauer aus Schweden und anderen Ländern, die natürlich auf Seiten Dänemarks das Spiel verfolgten, viel Grund zum Jubel hatten, da die Dänen durch Jensen bereits in der 19. Minute mit 1:0 in Führung gehen konnten und in der Folge diesen Vorsprung geschickt verteidigte. Nach der Pause machten die Deutschen nun enormen Druck und versuchten den Ausgleich zu erzielen, fanden aber gegen die aufopfernd kämpfenden Dänen kein Mittel, um erfolgreich zum Torschuß zu kommen. Die Deutschen bestürmten das dänische Tor, doch sorgte ein Konter in der 79. Minute, den Vilfort erfolgreich zum 2:0 abschließen konnte, für die endgültige Entscheidung, mit dem Dänemark die große Sensation lieferte und sich den EM-Titel sicherte!

Damit sorgte Dänemark für einen erfreulichen Abschluß dieser Europameisterschaft, einer Meisterschaft, die zunächst vom Sicherheitsfußball mit wenig Toren und meistens einem Unentschieden geprägt war, dann in der entscheidenden Phase endlich aber Fußball zeigte, den das Publikum sehen möchte und einen Außenseiter als Sieger präsentierte, der das Herz der Zuschauer erobern konnte und gegen den scheinbar übermächtigen Gegner Deutschland triumphiertet Es war dies ein gelungenes Turnier mit vor allem am Ende guten Spielen, zahlreichen freundlichen Fans und einer herrlichen Stimmung, bei dem auch die Veranstalter (ganz im Gegenteil zur EM 1988 in Deutschland oder der WM 1990 in Italien) viel unternehmen, für die Unterhaltung der Fans zu sorgen, und zwar nicht nur während des Spieles, sondern auch außerhalb der Stadien und zu den spielfreien Zeiten. Einzig die teilweisen Ausschreitungen der englischen und deutschen Fans trübte das Bild kurzzeitig, wobei hier aber auch ein Fehler der Organisatoren zu bemerken war, da der Einkauf von alkoholischen Getränken uneingeschränkt möglich war, während zum Beispiel bei der WM in Italien zeitweise allgemeines Alkoholverbot herrschte und auch in Gaststätten und Supermärkten kein Alkohol verkauft werden durfte, und so (vor allem bei den Ausschreitungen der betrunkenen deutschen Fans) zu nachlässig vorgegangen wurde!

Jedenfalls war diese EM eine gelungene Vorbereitung für unser nächstes großes Ziel, nämlich eine fünf Wochen Rundreise durch die USA anläßlich der WM 1994!

(siehe auch Austria aktuell Heft VI/1992)

 

 


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