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The History
of
FK Austria Wien since 1911
zusammengestellt von Jürgen Murhammer (Fanclub Austria 80)
Teil 17:
Der Papierane
Mathias Sindelar
Die letzte Ruhestätte einer großen Fußballlegende am Zentralfriedhof in Wien
Österreich hat viele gute Fußballer
hervorgebracht. Er gehört mit Sicherheit zur Creme de la Creme. Mathias
Sindelar. Und er war ein Violetter wie wir.
Viele Namen waren herausragend, Uridil und Sindelar waren die Könige des Fußballs.
Sie spielten kombinierten wie kein anderer. Sie spielten sich mit einer derart
gekonnten art in die Herzen der Fußballfans, das so mancher neidisch wurde.
Sindelar wurde am 10. Februar 1903 in Kozlau, einem Dorf in der Iglauer Gegend
geboren. Für die fleißigen Mäher war die Heimat klein geworden und Vater
Sindelar, ein Maurer, zog mit der Familie nach Wien – Favoriten. In einem
Bezirk der schon viele Bewohner des Kronlandes Böhmen beigezogen hatte. Da draußen
in Favoriten wurde Tschechisch gesprochen und es gab oft Spaß für die anderen
den Zugewanderten die Deutsche Sprache beizubringen. In Favoriten wurde „geprackt“
und „geböhmakelt“ und viele dieser neuen Bewohner gingen in ihre
national-tschechischen Vereinigungen. Die Neuwiener waren arbeitsam, musikalisch
und freundlich, lauter Charakterzüge die sich mit dem Wienerischen gut
vereinigen.
Die Familie Sindelar zog in die Quellenstraße 75 und lernte dort den harten
Lebenskampf der arbeitenden Menschen frühzeitig kennen. Sie blieb auch in
diesem Haus wohnen, denn dort brauchte man jahrelang um die großen Eindrücke
der Kaiserstadt zu bewältigen und sich einzubauen. Der Krieg brach herein und
die Familie Sindelar musste das bittere Los vieler teilen: es kam die Nachricht,
dass der Vater am 20. August 1917 an der Isonzofront gefallen ist. Die Mutter
war mit vier Kindern zurückgeblieben, dem 15-jährigen Mathias und drei
Schwestern.
Sindelar lebte niemals vom Fußball allein, er ging auch als Profi immer einem bürgerlichen
Beruf nach. Die Schlosserei lernte er bei der Firma
Schafranek in Favoriten, wurde anschließend Autoschlosser bei Amilcar im
Arsenal, der erfolgreiche Mittelstürmer stand als Leiter der Sportabteilung in
dem Stadtgeschäft Pohl und schließlich erwarb er ein Delikatessengeschäft. Im
letzten Lebensjahr ging sein Traum in Erfüllung: das Kaffeehaus in der
Laxenburgerstraße 46 konnte seinen Namen tragen und es sollte eine Heimstätte
für die Sportfreunde aus dem ganzen 10. Bezirk werden.
Favoriten war ein Fußballboden! Gewandtheit, Schnelligkeit, Intelligenz,
Schlauheit und Zähigkeit waren die Vorzüge der eingewanderten Böhmen und
Tschechen, es gab ganze scharen von Buben, welche dem billigsten Vergnügen
huldigten. Dem Fußball.
Sindelar hatte zu dieser Zeit den älteren und stärkeren einiges voraus. Als
schmaler und schlanker Bub musste er sich anders verhalten, um gegen die überlegenen
Körperkräfte der anderen aufzukommen. Er, der „G´schropp“, konnte den
Fetzenball am längsten am Rist Jonglieren und von einem Fuß auf den anderen
hinüberspringen lassen. Das war etwas womit man in vielen Zweikämpfen besser
abschneiden konnte und dazu gehörten viel Gefühl und Feinheit in den Beinen.
Sindelar verfolgte angestrengt jede Phase und stand 90 Minuten hinter dem Tor,
beobachtete taktische Spielzüge und technische Raffinesse.
Damals imponierte ihm Fischera. Sindelar gehörte zu der großen Hertha
Jugend.
Als bald rückten einzelne Spieler in die Reserve auf und durften auch in der Ersten
mitspielen. Sindelar gehörte dazu und so spielte er im Jänner 1923 auf dem
Hertha Platz sein erstes Spiel für die Erste. Gerade als Sindelar zum
Lokalheros von Favoriten werden sollte passiert ihm ein Unfall der seine Karriere
fast sterben lies. Mathias war ein leidenschaftlicher Schwimmer und wann immer
es ging frönte er dem Vergnügen. Er ging immer ins Favoritenbad und einmal stürzte
er über ein Gitter und verdrehte sein Knie
derart, dass alle Angst hatten, dass er nie mehr laufen kann. Eine schwere
Meniskus-Verletzung machte ihn für mehrere Monate spielunfähig. Der Hertha
Mann unterzog sich einer Operation und Dr. Spitzy konnte dank seiner Kunst das
Bein retten und Sindelar spielte bald wieder so wie vor dem Unfall. Ein großer
dank an die Chirurgie die großes geleistet hat für den österreichischen Fußball.
Im Sommer 1924 unterzeichnete Sindelar dann einen vertrag bei den Amateuren. Und
wurde so zur Kultfigur für uns und den Österreichischen Fußball.
Doch dann kam der Adolf. Und mit ihm kam der Untergang des großen Violetten aus
Favoriten. Im Frühjahr 1939 wollte Mathias aufhören zu spielen, konnte aber
nach eingehenden Gesprächen bewegt werden weiter zu machen. Die freie Meinungsäußerung
war nicht mehr gegeben in der Nazizeit. So kam es wie ein Luftangriff der Alliierten
am 23. Jänner 1939 die traurige Nachricht vom Ableben des Mathias
Sindelar. Ein klarer Wintersonntag und die Morgenzeitungen brachten die
Hiobsbotschaft. Der Tod kam durch das Gas. In der Annagasse im Ersten wo Mathias
lebte. Alle waren bestürmt über diese Tatsache und so kamen dann verschieden
Theorien über den Tod von Sindelar an Licht. Aber es scheint nur eine wirklich
zwingend. Nämlich die, dass Sindelar auf der Abschussliste der Gestapo oder SS
oder SA stand.
Am 28. Jänner zogen dann rund 15.000 Menschen Richtung Zentralfriedhof um
Mathias Sindelar die letzte Ehre zu erweisen.
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