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Weltmeisterschaft 1990 in Italien, Teil 2

 

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Nach einem weiteren Tag Ruhepause, den wir in Bari verbrachten, begaben wir uns zum ersten Spiel des 1/8-Finales, welches am 23. Juni in Neapel zwischen Publikumsilebling Kamerun und Kolumbien ausgetragen wurde. Kamerun, als Gruppensieger die Sensationsmannschaft der Vorrunde, lieferte dabei die nächste Überraschung und konnte vor 50.000 Zuschauern, nachdem es nach 90 Minuten torlos 0:0 gestanden war, in der Verlängerung durch zwei Tore von Milla (106. und 110. Minute) bei einem Gegentreffer von Redin (116.) Kolumbien mit 2:1 bezwingen. Am Abend zog dann die CSFR durch einen 4:1 Erfolg über Costa Rica ebenfalls in das 1/4-Finale ein, wo wir eigentlich auch gerne unser österreichisches Team gesehen hätten.

Über die Nacht begaben wir uns dann wieder nach Turin, wo der 1/8-Finalschlager zwischen Brasilien und Argentinien ausgetragen wurde und bei dem allein die Begeisterung der brasilianischen Fans die Fahrt zu diesem Spiel wert war. Brasilien war dann auch vor 62.000 Zuschauern im Spiel (so wie auch auf den Zuschauerrängen) die klar tonangebende Mannschaft und traf auch mehrmals die Torstange, doch gelang dem Titelverteidiger bei einem der wenigen Gegenstöße knapp vor Schluß durch Caniggia (80.) der siegbringende aber völlig unverdiente Treffer zum 1:0, womit für viele brasilianische Fans, für die das Leben nur aus Fußball besteht, eine Welt unterging und sie in Tränen ausbrachen. Im Anschluß daran verfolgten wir dann im TV gleich den nächsten Schlager, bei dem in Mailand Deutschland gegen Europameister Holland die Revanche für die EM 1988 gelang und mit 2:1 erfolgreich blieb, ehe wir uns über die Nacht wieder einmal nach Rom begaben, wo Italien auf Uruguay traf. Im Olympiastadion von Rom konnten wir zunächst live die Verlängerung (0:0) und das anschließende Elfmeterschießen zwischen Irland und Rumänien aus Genua mitverfolgen, das die Iren schließlich mit 5:4 gewannen, ehe dann vor 74.000 Zuschauern Italien durch Treffer von Schillaci (65.) und Serena (83.) gegen Uruguay mit 2:0 den Aufstieg in das 1/4-Finale feiern konnte und danach dieser Sieg auch von der römischen Bevölkerung wieder in der uns bereits bekannten begeisternden Form gefeiert wurde. Ein Schauspiel, das man sich einfach nicht entgehen lassen darf.

Am folgenden Tag begaben wir uns dann auch erstmals nach Bologna, wo im Stadio "R. Dall'Ara" England und Belgien ihr 1/8-Finalspiel bestritten, sahen aber zunächst wieder live im Stadion die entscheidenden Szenen aus Verona von der Begegnung Jugoslawien gegen Spanien (2:1 nach Verlängerung). Im letzten 1/8-Finalspiel war Belgien zwar die spielbestimmende Mannschaft, traf auch zweimal die Torstange, mußte aber Sekunden vor Ende der Verlängerung vor 35.000 Zuschauern durch Platt den unglücklichen Treffer zum 0:1 hinnehmen, womit sich England für das 1/4-Finalspiel gegen Kamerun (eigentlich hätten hier wir Österreicher spielen wollen) qualifizieren konnte.

Nach nun drei Tagen Ruhepause, die wir in Rom verbrachten, und die wir uns wirklich verdient hatten, ging es nun bei der WM mit dem 1/4-Finale in die entscheidende Phase, wobei zunächst Argentinien in Florenz gegen Jugoslawien nach einem 0:0 nach Verlängerung im Elfmeterschießen 3:2 siegreich blieb, was wir wieder im Olympiastadion von Rom live mitverfolgen konnten und bei dem die italienischen Zuschauer beim gehaltenen Elfmeter von Maradona euphorisch jubelten, und wir dann vor 74.000 Zuschauern dem Spiel von Gastgeber Italien gegen Irland beiwohnten, das die Italiener durch einen Treffer ihres neuen Stars ,,Toto" Schillaci (38. Minute) mit 1:0 gewannen und damit den Einzug in das Semifinale schafften, wobei Italiens Torhüter Zenga als einziger Keeper bei dieser WM nach fünf Spielen noch immer ohne Gegentreffer war.

Über die Nacht begaben wir uns dann wieder nach Mailand, wo im herrlichen Meazza-Stadion vor 74.000 Zuschauern Schiedsrichter Helmut Kohl die Begegnung zwischen Deutschland und der CSFR leitete und die Deutschen durch einen von Matthäus in der 24. Minute verwandelten Foulelfmeter mit 1:0 siegreich blieben. Im zweiten Spiel des Tages siegte dann England in Neapel gegen das Sensationsteam aus Kamerun nach Verlängerung mit 3:2, sodaß mit Italien gegen Argentinien in Neapel und Deutschland gegen England in Turin die Semifinalpaarungen dieser Weltmeisterschaft feststanden.

Nach einem Tag Spielpause wurde zuerst in Neapel der erste Finalist ermittelt, wo vor 64.000 Zuschauern die Italiener eigentlich eine klare Angelegenheit erwarteten, durch Schillaci (18.) auch in Führung gingen, durch Caniggia (67.) aber den Ausgleich und ersten Verlusttreffer bei dieser WM hinnehmen mußten, womit diese Partie in die Verlängerung ging, die aber torlos blieb, sodaß die Semifinalpartie zwischen Italien und Argentinien im Elfmeterschießen entschieden werden mußte, wo Argentinien das Glück auf seiner Seite hatte und mit 4:3 erfolgreich blieb, und damit die italienische Nation verzweifeln ließ! Ganz ähnlich verlief am nächsten Tag in Turin auch das zweite Semifinalspiel, bei dem vor 63.000 Zuschauern Deutschland durch Brehme (60.) zwar in Führung gehen konnte, England aber zehn Minuten vor Schluß durch Lineker ausgleichen konnte und in der folgenden Verlängerung ebenfalls kein Treffer fiel, sodaß auch der zweite Finalist im Elfmeterschießen ermittelt werden mußte, in dem die Deutschen wieder einmal das ihnen treue Glück hatten und mit 3:2 den Einzug in das Finale schafften, welches sie nun zum dritten Mal in Serie erreichen konnten.

Nach zwei Tagen Spielpause folgte dann in Bari mit dem Spiel um den 3. Platz der Auftakt der Finalspiele, bei dem vor 51.000 Zuschauern Italien gegen England durch Baggio (70.) in Führung gehen konnte, Platt für England den Ausgleich erzielte (80.) und Salvatore Schillaci aus einem Elfmeter (84.) schließlich den Endstand zum 2:1 für Italien fixierte, womit Italien letztendlich den 3. Endrang erreichte und somit den Fans zumindest einen kleinen versöhnlichen Abschied bereitete, während "Toto" Schillaci mit seinen sechs Treffern vor Skuhravy aus der CSFR (5 Tore) Torschützenkönig dieser WM wurde.

Nun folgte also am 8. Juli in Rom mit dem Finale Deutschland gegen Argentinien das Spiel der Spiele dieser Weltmeisterschaft. Bereits am frühen Nachmittag begaben wir uns zum Gelände des Olympiastadions, um den Trubel rund um das Finale mitzuerleben, wo sich bereits zahlreiche Fans eingefunden hatten, die noch versuchten, Karten für das Finale zu bekommen. Etwa zwei Stunden vor Spielbeginn suchten wir dann unsere Plätze im Stadion auf, das sich langsam bis zum letzten Platz füllte und in dem dann bei Spielbeginn 74.000 Zuschauer für eine gute Stimmung sorgten (zumindest für die deutsche Mannschaft), während das Spiel selbst an die hochgesteckten Erwartungen bei weitem nicht herankam und die Deutschen durch einen von Brehme in der 84. Minute verwandelten umstrittenen Foulelfmeter mit 1:0 gewannen, während Titelverteidiger Argentinien total die Nerven verlor und zusätzlich auch noch die Spieler Monzon (65.) und Dezotti (87.) durch Ausschluß. Argentinien beschränkte sich total auf die Defensive und verdiente sich diese Finalteilnahme zu keiner Zeit dieser Weltmeisterschaft, während Deutschland seine Beständigkeit als Turniermannschaft wieder einmal unter Beweis stellte und völlig verdient dieses Finale gewann und neben Italien als einzige Mannschaft ungeschlagen diese Weltmeisterschaft beendete. Eine Weltmeisterschaft, die mit 1,7 Millionen Besuchern einen Zuschauerrekord erzielen konnte und bei der alleine beim Finale unglaubliche 85 Millionen Schilling nur durch den Kartenverkauf eingenommen werden konnten.

Größenwahn dürfte dann im Anschluß an das Finale aber den deutschen Teamchef befallen haben, der doch mit Selbstsicherheit feststellte, daß es in den nächsten Jahren (!) keine Mannschaft geben wird, die Deutschland schlagen könne und Deutschland nunmehr die Nr.1 der Welt sei, in Europa aber bereits vor der WM die Nr.1 war! Da möchte ich nur an die EM 1988 erinnern, wo Deutschland bereits im Semifinale ausschied und keineswegs zur Nr. 1 von Europa gekürt wurde und auch bei dieser Weltmeisterschaft Deutschland nach dem 1/8-Finale seine Spiele nur mehr durch Elfmeter gewinnen konnte und sich Deutschland höchstens als Weltmeister im Elfmeterschießen bezeichnen kann

Jedenfalls begaben wir uns im Anschluß an die Siegerehrung für die deutsche Mannschaft, bei der im Olympiastadion von Rom ein Großteil der Zuschauer nach vorne drängte und im Zuschauerraum ein lebensgefährliches Gedränge herrschte sowie die Taschendiebe Hochsaison hatten, auf die Heimfahrt nach Wien, wo wir am Abend des 9. Juli nach 4 1/2 Wochen WM-Rundreise eintrafen und uns bereits jetzt auch die nächsten Großereignisse (EM 1992 in Schweden sowie die WM 1994 in den USA) freuen.

 

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(siehe auch Austria aktuell Heft VII/1990)

 

 

 


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